Postdigitale Interventionen
Forschungsmodul (gemeinsam mit Gastprof. Dr. Anja Dreschke, 4-stündig) im MA Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation (GWK), Institut für Theorie und Praxis der Kommunikation, Universität der Künste Berlin [Kommentar]
Wenn im Titel dieses Forschungsmoduls die Bezeichnung »postdigital« verwendet wird, so heißt das nicht, dass wir davon ausgehen, wir könnten das Digitale als Grundvoraussetzung unserer gegenwärtigen Kommunikationsbedingungen hinter uns lassen. Vielmehr kennzeichnet die aktuelle Lage, dass Digitalität sämtliche Lebensbereiche durchdringt: unsere längst zu Cyborgs mutierten (weil z.B. mit dem Handy verwachsenen) Körper, unsere von der Aufmerksamkeitsökonomie des Plattformkapitalismus dominierten kommunikativen Infrastrukturen und (angesichts von Desinformation und algorithmischer Überwachung) unübersehbar auch unsere Partizipationsmöglichkeiten als politische Subjekte. Dieser Zustand lässt sich nicht einfach dadurch abschalten, dass wir ›offline gehen‹ »postdigital« in die Machtverhältnisse der Digitalkultur zu intervenieren, heißt deshalb: Handlungsmacht nicht von außen, sondern eingedenk der Verstrickungen in ihre digitale Bedingungen zu entwerfen.
Das Forschungsmodul widmet sich kulturellen und künstlerischen Strategien, die auf solche kritischen Interventionen abzielen. Wir beschäftigen uns mit ›subversiven‹ Verfahren in der Geschichte der Medienkunst (z.B. Kommunikationsguerillas), mit Formen des digitalen Aktivismus (von Hacktivism über Hashtag-Acticivism bis Slacktivism), aber auch mit Alltagspraktiken digitaler Aneignung (Meme-Kulturen) bzw. dem Potential von Verweigerung (Digital Detox, das Analoge als Alternative).
Ein zentraler Bestandteil des Moduls ist auch darauf spielt das Präfix POST- im Titel an die Jahrestagung des Sonderforschungsbereichs Intervenierende Künste (SFB 1512) zum Thema DIGITAL INTERVENTIONS: BODIES, INFRASTRUCTURES, POLITICS, die am 9. und 10. Mai 2025 im Theater Hebbel am Ufer (HAU) stattfindet. Wir werden diese Veranstaltung, die neben wissenschaftlichen auch künstlerische Beiträge und Performances anbietet, gemeinsam besuchen (Fr. 9.5. ab 18 Uhr, Sa. 6.5. 10-21 Uhr: die Teilnahme ist obligatorisch) und nachbereiten.
In unserem Modul gehen wir zudem der Frage nach, wie ethnografische Methoden in die medienwissenschaftliche Forschung einbezogen werden können und welche Formen von Wissen sich insbesondere durch den Einsatz mediengestützer Verfahren generieren lassen. Wie können Methoden der digitalen Ethnografie beispielsweise eingesetzt werden, um soziale Netzwerke zu untersuchen? Welche Probleme ergeben sich bei der Generierung, Reproduktion, Zirkulation und Archivierung digitaler/audiovisueller Daten? Welche Möglichkeiten bieten audiovisuelle Medien und deren sensorisch-erfahrungsbasierte Zugänge zur Erforschung post-/digitaler Praktiken?
Das Forschungsmodul wird von Brigitte Weingart (Professur für Medientheorie) und Dr. Anja Dreschke angeboten. Anja Dreschke ist Medienanthropologin und Filmemacherin und im SoSe 2025 als Gastprofessorin an der UdK tätig.
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